Arzneimittelfälschung im Fokus
Warum jetzt die Warnungen lauter werden
Laut dem Produktpirateriebericht 2024 verzeichnet der österreichische Zoll einen Anstieg bei gefälschten Medikamenten, besonders bei Potenzmitteln, um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. Warum wird dennoch so eindringlich vor Arzneimittelfälschung gewarnt, obwohl die Gesamtmenge beschlagnahmter Präparate gesunken ist? Die Antwort: Die Qualität der Fälschungen wird immer gefährlicher. Gefälschte Medikamente enthalten oft falsche Wirkstoffe, keine Wirkung oder im schlimmsten Fall giftige Substanzen. Der Schaden für die Gesundheit kann massiv sein. Besonders problematisch: Die meisten dieser Fälschungen werden über soziale Medien, Online-Marktplätze oder das Darknet vertrieben, Plattformen ohne jede Kontrolle oder Zulassung. Das macht die Arzneimittelfälschung zu einer wachsenden Bedrohung für Konsument*innen, auch in Österreich.


Arzneimittelfälschung bei Potenz- und Fruchtbarkeitsmitteln – Warum gerade diese Präparate?
Ein zentrales Ziel der Arzneimittelfälscher sind Potenz- und Fruchtbarkeitsmedikamente. 6.000 gefälschte Potenzpillen wurden zuletzt vom Zoll abgefangen. Der Grund für die hohe Nachfrage? Diskretion, Bequemlichkeit und häufig auch Scham sorgen dafür, dass viele Betroffene lieber online bestellen. Die Hemmschwelle, ein Rezept einzuholen, ist oft hoch. Gleichzeitig werden in sozialen Medien vermeintlich günstige und schnelle Lösungen angeboten. Genau das nutzen Kriminelle aus. In der Folge boomt der Handel mit gefälschten Präparaten, zum Nachteil der Gesundheit der Käufer*innen. Gerade hier zeigt sich die Gefahr der Arzneimittelfälschung: Was harmlos wirkt, kann gravierende Nebenwirkungen haben oder komplett unwirksam sein. Wer online bestellt, geht ein enormes Risiko ein, vor allem ohne medizinische Kontrolle.
Arzneimittelfälschung bei Lifestyle-Präparaten – Ozempic & andere Trends im Visier
Neben den Klassikern wie Potenzmitteln rücken auch moderne Lifestyle-Präparate in den Fokus der Arzneimittelfälscher. Besonders die Abnehmspritze Ozempic ist derzeit stark nachgefragt. Ursprünglich für Diabetiker*innen gedacht, hat sie sich durch TikTok & Co. zum Abnehmtrend entwickelt, mit fatalen Folgen. Der Schwarzmarkt wird regelrecht überschwemmt mit vermeintlichem Ozempic, das jedoch oft keinerlei echten Wirkstoff enthält oder im schlimmsten Fall sogar schädliche Substanzen. Auch Schlafmittel, Schmerzmittel oder angstlösende Medikamente sind betroffen, meist wegen ihrer beruhigenden oder bewusstseinsverändernden Wirkung. Die Arzneimittelfälschung in diesen Bereichen ist besonders gefährlich, da es oft um stark wirksame Präparate geht, bei denen eine falsche Dosierung lebensbedrohlich sein kann.
Tipps für sichere Onlinekäufe und Reisen
Der Großteil gefälschter Medikamente stammt aus dem Internet. Viele Seiten wirken seriös, sind aber kriminell organisiert. Die wichtigste Regel gegen Arzneimittelfälschung: Nur bei zugelassenen Online-Apotheken bestellen. Erkennbar sind diese an einem EU-Sicherheitslogo und einem überprüfbaren Impressum. Nie über Social Media oder Messenger kaufen – dort ist die Fälschungsgefahr extrem hoch. Der sicherste Ort bleibt die Apotheke vor Ort, wo Medikamente streng kontrolliert, korrekt gelagert und fachlich abgegeben werden. Gerade jetzt vor Ostern und den anstehenden Urlaubsreisen ist es wichtig, Medikamente aus vertrauenswürdiger Quelle mitzunehmen. Im Ausland ist nicht nur die Beschaffung schwierig, auch die Fälschungsrate kann höher sein. Eine gut sortierte Reiseapotheke schützt vor unliebsamen Überraschungen und vor gefährlicher Arzneimittelfälschung.
Mag. Manuel Wendl warnt in „Guten Morgen Österreich“ vor Arzneimittelfälschung
Mag. pharm. Manuel Wendl war heute früh in der ORF-Sendung Guten Morgen Österreich zu Gast und sprach über die alarmierenden Entwicklungen rund um Arzneimittelfälschung. In seinem Beitrag gab er praxisnahe Einblicke in die Risiken beim Onlinekauf von Medikamenten, erklärte typische Merkmale gefälschter Präparate und zeigte auf, wie man sich als Konsument*in effektiv schützen kann. Sein Appell: Medikamente nur aus sicheren, zertifizierten Quellen beziehen, die eigene Gesundheit darf kein Risiko sein.